Februar 2016 / Business Campus München : Unterschleissheim

Business Campus Unterschleissheim fördert mehrere Sozialprojekte

Spenden-Runde mit Stephan Hof, Ingeborg Hilger, Kirsten Josefczak und Astrid Herrmann v.l.

Mieteinnahmen aus Container-Unterkünften für Flüchtlinge fließen an Unterschleißheimer Tisch und weitere Organisationen

Der Business Campus in Unterschleißheim spendet die sechsstelligen Einnahmen aus der Vermietung von Containern für die Flüchtlingsunterkunft in der Kommune an soziale Einrichtungen. „Als der Flüchtlingszustrom 2015/16 besonders stark war, haben der Landkreis München und die Stadt Unterschleißheim angeklopft, ob wir nicht Büro-Container auf dem früheren Airbus-Areal als Flüchtlingsunterkunft bereitstellen könnten. Und wir haben gern geholfen, weil wir langfristig investieren und uns an allen Standorten der DV Immobilien Gruppe auch gesellschaftlich einbringen möchten“, erklärte jetzt Stephan Hof, Geschäftsführer der Business Campus Management GmbH rückblickend bei einer Gesprächsrunde mit Fachkräften sozialer Institutionen. „Allerdings wollten wir davon nicht profitieren, sondern vielmehr gemeinnützige Organisationen stärken.“ Zugute kommt dies der Arbeit der Caritas-Sozialdienste für Flüchtlinge, der Blindenschule, dem Jugendsport vor Ort und nicht zuletzt dem „Tisch“, der Mitbürger mit Lebensmitteln unterstützt.

Insgesamt kamen bis zur mehrmals aufgeschobenen Schließung der provisorischen Unterkunft sechsstellige Einnahmen - sprich: Spendengelder - zusammen. „Wir haben die Mieten für die Flüchtlingsunterkunft dem Staat bewusst nicht einfach geschenkt, sondern wollten sicherstellen, dass diese Gelder letztlich sozialen Initiativen in der Region zu Gute kommen“, betonte Hof.

Jetzt allerdings müssen die Bürocontainer abgebaut werden, um Platz zu schaffen für die Entwicklung des Business Campus München: Unterschleißheim. An dem komplett neu überplanten Standort sollen unter anderem ab 2017/18 um die 2000 BMW-Ingenieure auf Nutzflächen von 47.000 qm elektrisch angetriebene, autonom fahrende und komplett vernetzte Modelle entwickeln.

Für Betroffene verändern 30 Euro pro Woche viel

„Wir waren sprachlos angesichts der großzügigen Spende“, sagte Kirsten Josefczak, Projektleitung des Unterschleißheimer Tischs, den die Caritas-Dienste im Landkreis München organisieren. Mit ihrer Kollegin Ingeborg Hilger verdeutlichte die Sozialpädagogin, wie wichtig private Hilfen sind. Beim Aufbau des Tisches im Jahr 2005 wurden 30 Haushalte in der größten Landkreis-Kommune mit Lebensmitteln versorgt. Inzwischen holen 125 Haushalte mit 150 Erwachsenen und 60 Kindern jeweils freitags Brot, Obst, Gemüse und andere Waren ab. Der Einsatz von 40 Freiwilligen, wöchentliche Zulieferungen durch 26 Firmen sowie vieler Geldspenden machen es möglich, dass Bedürftige oft nur Grundnahrungsmittel wie Milch, Mehl oder Nudeln zukaufen müssen. Die Ersparnis von durchschnittlich 30 Euro pro Woche schafft bescheidene Spielräume für Strom, Handy, Schuldentilgung, eine kulturelle Teilhabe…

Speziell zu Ostern, zum Schuljahresbeginn oder vor Weihnachten gingen zwar ausreichend Spenden ein, doch auch zwischen diesen Schwerpunkten „benötigen wir Zuwendungen für bedürftige Menschen, die nicht zum Tisch kommen: für Fahrkarten, Medikamente, Anschaffungen, die Sicherung von Wohnraum oder kleine Extras für Kinder“, appelliert die Caritas. Besonders bedroht bleiben Familien mit mehr als drei Kindern, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose, Senioren, Beschäftigte in Niedriglohngruppen und Menschen mit Migrationshintergrund oder Bildungsdefiziten. Selbst das soziale Netz sichere oft ein normales Leben nicht mehr: Es fehle einfach an Geld für Kleidung, Zahnersatz, Brillen, auch für gelegentliche Café- oder Kino-Besuche. Ein Negativ-Beispiel: Obwohl Bildung vor Arbeitslosigkeit und Altersarmut schützt, deckelt die Politik den entsprechenden Anteil am Hartz-IV-Regelsatz (404 Euro) bei 1,54 Euro – im Monat.

„Es ist toll, dass wir die Spenden des Business Campus flexibel einsetzen können und nicht innerhalb eines Jahresbudgets ausgeben müssen“, freuen sich die Vertreterinnen des Unterschleißheimer Tisches ebenso wie Astrid Herrmann, Fachdienstleitung bei den Caritas-Alveni-Flüchtlingssozialdiensten. Herrmann vertraut auf situationsbezogene, pragmatische Ansätze in der Flüchtlingsberatung und -begleitung. „Im Vordergrund stehen die Integration der Menschen und die Kommunikation.“ So seien vom Business Campus rückerstattete Mieten zum Beispiel für Medikamente, Schulungsräume, Schulbücher, Dolmetscher oder als Unterstützung der Ratenzahlungen an Verkehrsbetriebe genutzt worden. Zugleich entstanden Gruppen- und Schulungsräume in der Gemeinschaftsunterkunft in der Siemensstraße, wo nun die meisten Flüchtlinge in Unterschleißheim leben.

Dort wurde unter anderem ein Fest arrangiert, damit sich Bewohner und Nachbarn kennenlernen und Verständnis füreinander entwickeln. Ein weiteres Beispiel: Auf dem früheren Airbus-Areal hatten die Helfer ein W-LAN-Netz organisiert. „Das ist für die Jobsuche anerkannter Flüchtlinge wichtig.“ Astrid Herrmann wirbt für diese Idee: „Ideal wären Hotspots, die für alle nutzbar sind – natürlich auch für alle Bürger.“

230 Flüchtlinge sind mittlerweile umgezogen

Da die Container-Lösung von Anfang an befristet war, hat das Landratsamt im Januar 180 Bewohner nach Unterhaching umgesiedelt, während 59 weitere Betroffene in Unterschleißheim bleiben. Sie zeigten eine besondere Integrationsbereitschaft oder sind auf kontinuierliche medizinische Hilfe vor Ort angewiesen.

Viele Flüchtlinge haben schon ihre Sprachprüfung bestanden, wobei in einem Fall sogar die Kenntnisse für ein Studium bestätigt wurden. Einige Familien haben regulären Wohnraum bezogen, andere Jobs oder Ausbildungsplätze gefunden und dabei teils lange Wege akzeptiert. Das Problem kenne jeder, der in der Metropolregion Wohnraum suche. „Es gibt einfach zu wenig.“ Zumindest der Landkreis halte aber feste Flüchtlingsunterkünfte für zehn Jahre vor, so könne der Engpass etwas abgefedert werden.

Die Hilfsorganisationen arbeiten daran, keine neuen Rivalitäten aufbrechen zu lassen: etwa zwischen anerkannten und nicht anerkannten Flüchtlingen, wobei der unklare Status oft quer durch die Familien Probleme auslöst. Zugleich muss jenen, die am Rand unserer Gesellschaft leben, glaubhaft vermittelt werden, dass niemand benachteiligt wird. Umso mehr hoffen die Caritas-Teams, dass die Aktion des Business Campus weitere Spender in ihrem sozialen Engagement bestärkt.

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